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Makro

Mar-a-Lago-Abkommen: viel Lärm um nichts?

- Pablo Duarte

Seit einigen Monaten kursieren Spekulationen über das sogenannte „Mar-a-Lago Accord“ (MALA) – ein hypothetisches Währungsabkommen, das die Welthandels- und Währungsordnung in ähnlicher Weise wie das Bretton-Woods-System oder das Plaza-Abkommen verändern soll. Im Zentrum steht der Vorwurf, der US-Dollar sei „überbewertet“ und schade damit der amerikanischen Industrie. Dieses Argument steht allerdings auf wackeligen Füßen. Trotzdem soll eine Abwertung des Dollars versucht werden.

MALA ist Teil eines größeren Politikkonzepts, das internationalen Handel und amerikanische Sicherheitsgarantien miteinander verknüpfen soll. Wer sich nicht fügt, wird mit Zöllen bestraft und von den USA nicht mehr geschützt. Die Verwirklichung dieser Politik würde jedoch das Vertrauen in die USA und den US-Dollar als internationale Reservewährung zumindest unterminieren, wenn nicht zerstören. Dass MALA in der geplanten Form tatsächlich kommt, ist allerdings unwahrscheinlich.

Die MALA-Theorie

Ausgangspunkt ist die Annahme, dass die USA im internationalen Handelssystem benachteiligt werden. Weil der US-Dollar die Weltreservewährung ist, sei er „überbewertet“. Darunter leide vor allem das verarbeitende Gewerbe.1

Stephen Miran, der aktuelle Vorsitzende des Council of Economic Advisers, veröffentlichte im November 2024 ein „Benutzerhandbuch zur Restrukturierung des globalen Handelssystems“ mit möglichen Werkzeugen zur Korrektur des Handelsdefizits (Miran 2024). Zentral ist für ihn die Verzahnung von Handels- und Sicherheitspolitik. Als Hauptinstrumente nennt er Importzölle und Abwertung des Dollars. Als Druckmittel zur Durchsetzung der Politik soll der „Sicherheitsschirm“ des US-Militärapparats dienen.

Länder, die weiterhin vom militärischen Schutz der USA profitieren wollen, sollen sich verpflichten, einen Teil ihrer Dollarreserven zu verkaufen. Verbleibende Reserven sollen in langlaufende US-Staatsanleihen umgeschichtet werden, um einen Beitrag zur Finanzierung der Verteidigungskosten zu leisten. Der Verkauf der Dollarreserven soll den US-Dollar schwächen, der Ankauf langfristiger Anleihen hingegen die Zinsen am langen Ende der Kurve niedrig halten. Für Krisenfälle wäre vorgesehen, dass die Federal Reserve über Swap-Linien den beteiligten Zentralbanken Dollar-Liquidität bereitstellt. Länder, die sich diesem Arrangement verweigern, müssten mit Strafzöllen und einem Ausschluss vom amerikanischen Sicherheitsschirm rechnen.

Probleme von MALA

Schon die Diagnose einer Überbewertung des US-Dollars ist fraglich. So zeigt zum Beispiel der aktuelle Big Mac Index des Economist, der oft als Maß für die Kaufkraftparität verwendet wird, eine leichte Unterbewertung des US-Dollars gegenüber dem Euro.2 Zudem schwankt der reale effektive Wechselkurs des US-Dollars über die Zeit um einen stabilen Wert, was gegen eine strukturelle Überbewertung spricht (Abbildung 1). Der aktuell hohe Wert spiegelt vielmehr ein Defizit in der gesamtwirtschaftlichen Ersparnis wider, das vor allem von der Fiskalpolitik getrieben ist.

Mar-a-Lago-Abkommen: viel Lärm um nichts? -

Selbst wenn es gelingen würde, den US-Dollar künstlich zu schwächen, wäre damit nicht garantiert, dass sich die Leistungsbilanzdefizite verringern würden und die Industrie in den USA wieder wachsen würde. Auch der Vergleich mit dem Plaza-Abkommen von 1985 hinkt, in dem Interventionen im Devisenmarkt zur Dollarabwertung international koordiniert wurden. Ein ähnliches Einvernehmen dürfte mit der Brechstangenpolitik der Trump-Regierung kaum zu erreichen sein, weil die größten Dollar-Reserven sich in China und nicht in Ländern, die auf den amerikanischen Verteidigungsschirm angewiesen sind (Marin 2024, S 30).

Importzölle und Währungspolitik: ein riskantes Spiel

Importzölle sind für Miran (2024) ein Instrument zur Reindustrialisierung der USA, auch wenn sie der MALA-Theorie an zentralen Stellen widersprechen. Denn Zölle werden durch Währungsaufwertung konterkariert, wenn das dem außenwirtschaftlichen Ungleichgewicht unterliegende Ungleichgewicht von Ersparnissen und Investitionen nicht korrigiert wird. Kommt es zu einem Handelskrieg, verhindert geringeres Wachstum der Weltwirtschaft die angestrebte amerikanische Reindustrialisierung.

Fazit

Ein Mar-a-Lago-Accord zur koordinierten Abwertung des US-Dollars dürfte in der von Miran (2024) skizzierten Form nicht kommen. Das scheint auch Miran klar zu sein. In einem Interview sagte er vor Kurzem, dass Trump sich derzeit auf die Zollpolitik und nicht auf die anderen Werkzeuge aus seinem eigenen „Handbuch“ konzentriere.3

Anstatt zu versuchen, den US-Dollar mit Tricks abzuwerten, müsste sich die US-Regierung der eigentlichen Ursache widmen. Eine Konsolidierung des Haushalts würde dazu führen, dass weniger ausländische Ersparnisse zur Finanzierung der Staatsausgaben benötigt werden. Der Fall des Kapitalbilanzüberschusses würde zur Verringerung des Leistungsbilanzdefizits führen. Diese elementare Einsicht fehlt allerdings bei Miran (2024) – und wohl auch bei Donald Trump.

Literatur

Miran, Stephen (2024), A_Users_Guide_to_Restructuring_the_Global_Trading_System, Hudson Bay Capital.

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1 Siehe Miran (2024). Die Theorie ist nicht neu und geht auf das in den 1960 formulierte „Triffin-Dilemma“ zurück. Danach muss ein Land, das eine internationale Reservewährung emittiert, Handelsdefizite zulassen, so dass Geldkapital ins Ausland fließen kann. Gleichzeitig untergraben anhaltende Handelsdefizite das Vertrauen in die Stabilität dieser Währung.

2 Siehe Our Big Mac index shows how burger prices differ across borders | The Economist

3 Siehe Trump Economic Adviser Stephen Miran Rejects Short-Term Pain From Tariff Hikes - Bloomberg.

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