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Makro

Trumps Zölle und bebende Finanzmärkte – ein Dilemma

- Gunther Schnabl

Donald Trump hat mit seiner Zollwut die Weltfinanzmärkte zum Beben gebracht. Er will mit Zöllen Industriearbeitsplätze zurück in die USA holen und damit der massiv gewachsenen Ungleichheit entgegenwirken. Das ist gefährlich, da wegen aufgeblähter Finanzmärkte das Risiko einer gigantischen Finanzkrise hoch ist. Nur Deregulierung und Ausgabenkürzungen können der Spaltung der US-amerikanischen Gesellschaft entgegenwirken.

1. Zölle gegen Ungleichheit

Donald Trump hat die Finanzmärkte zum Beben gebracht. Infolge seiner Ankündigung von sogenannten reziproken Zöllen brachen weltweit die Kurse ein. Nicht nur große Exportnationen wie Deutschland und Japan, sondern auch der Importweltmeister USA war getroffen. Was hat Donald Trump da geritten?

Ein naheliegender Grund: Viele seiner Wähler haben unter der Globalisierung gelitten. Seit der Jahrtausendwende gingen nicht nur viele Arbeitsplätze in der Industrie verloren. Auch die Kaufkraft der Industriearbeiter ist unter Druck geraten. Die Zölle sollen Industriearbeitsplätze zurück in die USA bringen, sagt Trump.

Doch von der Krise der Industrie haben der Finanz-, der Gesundheits- und der Bildungssektor profitiert, so dass die Ungleichheit stark gewachsen ist. Kann man der Spaltung der Gesellschaft mit Zöllen entgegenwirken? Möglicherweise nur für den Preis einer großen Finanzkrise?

2. Die Fed und China treiben die Deindustrialisierung in den USA

Im Zentrum der massiv gewachsenen Ungleichheit in den USA steht die Zentralbank Fed, die seit der Jahrtausendwende die Zinsen lange Zeit immer weiter gesenkt und große Kaufprogramme für US-Staatsanleihen auf den Weg gebracht hat. In Finanzkrisen agierte sie als Feuerwehr und erzeugte mit billigem Geld den Finanzmärkten immer neue Kursfeuerwerke.

Zudem ist aufgrund der niedrigen Zinsen in den USA viele Jahre sehr viel Kapital nach China geflossen. Da China seine Währung fest an den Dollar gebunden hatte, musste die People’s Bank of China große Mengen Dollar kaufen. Diese legte sie zu beträchtlichen Teilen in US-amerikanischen Staatsanleihen an. 

Chinas Regierung lenkte das viele Kapital über die staatlich kontrollierten Banken in riesige industrielle Überkapazitäten, für deren Output der chinesische Markt trotz großer Bevölkerung zu klein war. Beträchtliche Teile der Überproduktion musste China deshalb – subventioniert durch billige Kredite – in den Industrieländern absetzen. Das hat insbesondere die US-Industrie in Bedrängnis gebracht.

3. Die internationalen Verteilungseffekte der Überglobalisierung

Der US-Finanzsektor jubilierte nicht nur, weil die Fed mit niedrigen Zinsen und Anleihekaufprogrammen die Vermögenspreise immer weiter nach oben trieb. Der Finanzsektor verdiente auch an den riesigen Devisentransaktionen und den Finanzanlagen Chinas in den USA.

Die chinesische Industrie florierte, sodass die Beschäftigung stark expandierte. Dank großer Produktivitätsgewinne stiegen nicht nur die Löhne von Chinas Industriearbeitern rasant. Die immensen Wohlstandsgewinne erhöhten auch die Nachfrage nach Wohnraum, was eine nach sich zog, die bis zu ihrem Platzen das Wachstum potenzierte.

Die Arbeitnehmer in der US-Industrie litten hingegen unter der chinesischen Konkurrenz, die dank billigem Kapital (aus den USA) und billigen Arbeitskräften (aus China) auf die Preise und die Löhne in der US-Industrie drückte. Sowohl die – dem Finanzsektor nahestehenden? – US-Regierungen, als auch die dem Industriesektor verpflichtete Kommunistische Partei Chinas ließen den Prozess laufen. Und das, obwohl die zu niedrigen Zinsen die Globalisierung über ein gesundes Maß hinaus trieben, was als „Überglobalisierung“ verstanden werden kann!

4. Die Verteilungseffekte in den USA

Aus theoretischer Sicht nützt internationaler Handel allen Teilen der Gesellschaft, wenn – wie in den USA seit der Jahrtausendwende – daraus keine Arbeitslosigkeit entsteht. Durch die Spezialisierung steigt die Produktivität, was über alle Sektoren hinweg Lohnerhöhungen möglich macht. Wer in der Industrie arbeitslos wird, kann in den Dienstleistungssektor wandern, wo nach Lehrbuch das Lohnniveau dank der Produktivitätsgewinne steigt.

Trumps Zölle und bebende Finanzmärkte –  ein Dilemma -

Doch nicht so in den USA seit der Jahrtausendwende. Während in der Industrie Arbeitsplätze verloren gingen und die realen Löhne stagnierten, stiegen im Finanzsektor – insbesondere dank der lockeren Geldpolitik der Fed – die Anzahl der Jobs und die realen Löhne deutlich an. Da die niedrigen Zinsen der Fed die Vermögenspreise nach oben getrieben haben, sind die Reichen noch viel reicher geworden.

Zudem konnte dank der üppigen Staatsanleihekäufe der Fed und der People’s Bank of China der US-amerikanische Staat zugunsten des Gesundheits- und Bildungssektors kräftig umverteilen, sodass dort die Beschäftigung und die realen Löhne stark gestiegen sind. Das hat die Gesellschaft gespalten.

Trumps Zölle und bebende Finanzmärkte –  ein Dilemma -

5. Wie kann Donald Trump reüssieren?

Donald Trump hat mit „Make America Great Again“ den Nerv der Verlierer getroffen. In seinem ersten Wahlkampf 2016 hat er erfolgreich Hillary Clinton als Marionette der Wallstreet stigmatisiert. Die geplante Entlassung vieler Staatsbediensteter mit guter Work-Life-Balance – u.a. 20.000 Mitarbeiter im US-Gesundheitsministerium – und Mittelstreichungen für Universitäten wie Harvard dürften bei seinen Wählern gut ankommen.

Hingegen kann er mit zerstörerischen Zöllen keine Industriearbeitsplätze zurück in die USA bringen, da das Lohnniveau in Ostasien einfach viel geringer ist. Stattdessen steigen die Preise. Und Trump riskiert mit seinem groben Hantieren, dass er die aufgeblähten Finanzmärkte ins Straucheln bringt. Das dürften superreiche Unterstützer wie Elon Musk, Timothy Mellon und Peter Thiel nicht goutieren.

Das Dilemma ist nur zu lösen, wenn Trump seine Politik nicht auf Zölle, sondern auf Deregulierung und Ausgabenkürzungen fokussiert. Wenn er das Staatsdefizit maßgeblich reduziert und die Fed die geldpolitischen Zügel in Zukunft straffer hält, dann wäre der großen Umverteilung ein Ende gesetzt. Da die Unternehmen zu Effizienzsteigerungen gezwungen wären, würde das ihren realen Wert langsam den stark überhöhten Kursen näherbringen. Die persistente Gefahr einer platzenden Aktienpreisblase wäre gebannt.

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