31.05.2023 - Kommentare

Das Stichwort „Rezession“

von Agnieszka Gehringer


Laut des Statistischen Bundesamtes schrumpfte das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) seit Ende 2022 zwei Quartale in Folge. Im ersten Quartal 2023 lag die BIP-Wachstumsrate bei -0,3 Prozent, nachdem sie im letzten Quartal 2022 auf -0,5 Prozent landete. Damit befindet sich die deutsche Wirtschaft in einer sogenannten technischen Rezession.

Maßgeblich für diese Bremsspur waren der private und öffentliche Konsum. Ihre jeweiligen Wachstumsbeiträge zum BIP-Wachstum lagen bei -0,6 bzw. -1,1 Prozentpunkten. Die Wachstumsbeiträge der Investitionen und des Außenhandels waren dagegen leicht positiv (Abb. 1).

Wie gefährlich ist eine technische Rezession?

Bei der Interpretation der technischen Rezession ist Vorsicht geboten. Erstens fokussiert die Definition auf der Entwicklung der Wirtschaftsaktivität über lediglich zwei aufeinanderfolgende Quartale. Ein Blick auf eine längerfristige, strukturelle Entwicklung wird damit vollständig ausgeblendet. Zweitens bezieht sich diese Definition ausschließlich auf die Zahlen des Bruttoinlandproduktes. Die genaueren ökonomischen Prozesse und Zusammenhänge, die im Wirtschaftssystem passieren werden durch diese aggregierte Betrachtungsweise teilweise vernachlässigt. Drittens werden die BIP-Daten nur auf Quartalsbasis veröffentlicht. Dabei werden die anfangs veröffentlichten Prognosen (sog. flash estimates) mit Verspätungen revidiert. Dies führt zu Verzögerungen in der genaueren Einschätzung des Konjunkturzyklus. Konjunkturanalysen auf Basis von alternativen Ansätzen, wie zum Beispiel anhand des FvS-Konjunkturindikators, erscheinen sinnvoll.1

Was sagt der FvS-Konjunkturindikator?

Die neuesten Berechnungen des FvS-Konjunkturindikators bestätigen allerdings die zugrundeliegende Schwäche der deutschen Wirtschaft (Abb. 2). Im September 2022 wurde zuletzt der Höhepunkt der konjunkturellen Entwicklung erreicht. Seitdem wies der FvS-Konjunkturindikator in vier von sechs Monaten teilweise deutlich negative, monatliche Wachstumsraten auf. Besonders im Bereich der Absätze von industriellen Produkten, des Einzel- und Großhandels und der Exportaktivität ist eine deutliche Verlangsamung seit Oktober 2022 zu beobachten. Positive Impulse kamen dagegen von der Beschäftigung, Energieversorgung und den Dienstleistungen.

 


Für eine ausführliche Beschreibung des FvS-Konjunkturindikators und der zugrundeliegenden Methodologie, siehe: https://www.flossbachvonstorch-researchinstitute.com/de/fvs-konjunkturindikator/.

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